5. SONNTAG IM JAHRESKREIS

8. Februar 2015

Evangelium anch Markus (1,29-39)

Gedanken zum Evangelium

Erinnern Sie sich noch? In seinem ersten öffentlichen Auftreten sagt Jesus: „Die Zeit ist erfüllt, ist reif - Gott kommt mit seiner Leib und Seele heilenden Kraft zu euch. Sein Reich, seine Herrschaft wird erfahrbar - und zwar in und durch Jesus.

Jetzt geht’s los: Jesus befreit in der Synagoge einen Menschen von seinem Dämon (wie am vergangenem Sonntag erzählt wurde), er befreit die Schwiegermutter von Petrus von ihrem Fieber und am Abend befreit er viele Kranken, die sich vor dem Haus von Simon Petrus drängen, aus ihrer Notsituation. Der Evangelist Markus wirft hier sozusagen ein kurzes Blitzlicht auf einen ganz normalen Tag im Leben Jesu. Er hat das Auftreten Jesu dramaturgisch komprimiert, hat es kunstvoll verdichtet. Was aber fangen wir damit an? Heute, 2000 Jahre später?

Da fällt etwas auf: Es wird erzählt, dass Jesus „viele“ Kranke heilt, aber nicht alle. Und als seine Freunde ihn am nächsten Morgen suchen und fragen: „Wo bist du? Alle fragen nach dir“, dann antwortet Jesus: „Wir müssen in die anderen Dörfer gehen, um die rettende Botschaft zu verkünden. Das ist meine Aufgabe.“

Jesus will kein wandelnder Wunderdoktor sein. Für die Menschen gibt es noch etwas Wichtigeres als ihre körperlichen Krankheiten. Es geht um mehr! Es geht um das alles Entscheidende: Ob ihr Leben, ihre Existenz, einen Sinn hat, einen Wert hat - trotz der Krankheiten. Aus unserer existentiellen Unsicherheit, aus dem Grundgefühl der Verlorenheit, will Jesus uns befreien durch die gute Nachricht: Gott steht zu euch, er mag euch und das macht euch wertvoll, das gibt eurem Leben den tiefsten Sinn, wie es auch verlaufen mag. Ihr werdet nicht zugrunde gehen, nicht zerstört werden, denn Gott mag euch.

Um diese Zusage von Gott den Menschen zu vermitteln, ist Jesus da, dazu fühlt er sich berufen. Das sieht er als seine Lebensaufgabe. Darüber will er reden und es auch bestätigen durch Heilungen, die er hier und dort, beispielhaft, wirkt.

Im Matthäusevangelium sagt Jesus dann auch: „Euch muss es zuerst um das Reich Gottes und um seine Gerechtigkeit gehen, dann wird euch alles andere dazugegeben. (Mt 6,33)

Aber der Evangelist Markus fügt noch eine kleine Notiz hinzu, die man fast übersieht: Zu Beginn des Tages geht Jesus an einen einsamen Ort, um zu beten.

Jesus sucht persönliche, intime Verbundenheit mit seinem Vater, mit Gott. Jesus weiß, dass er ohne diese Berührung, ohne diese Rückbindung an den, der ihn gesandt hat, nichts vermag. Jesu Leben und Wirken ist nicht zu verstehen ohne diese Verbundenheit mit dem Vater. Er braucht diese Auszeit, um nicht in Aktionismus zu verfallen und den Willen Gottes nicht aus den Augen zu verlieren. Jesus sucht das Gebet. Er sucht den existentiellen Rückhalt beim Vater. Er „tankt“ auf, um wieder geben zu können. Er betet, um dann wieder sinnvoll arbeiten und handeln zu können.

In den Evangelien betet Jesus sehr oft. Das wird oft nur in einem Nebensatz erwähnt, aber es kommt ständig vor.

Nur indem wir immer wieder die Verbindung mit Gott suchen, zu ihm sprechen, uns ihm anvertrauen, ihm das, was uns zutiefst berührt (sowohl unsere positiven als unsere negativen Erfahrungen) anvertrauen ... nur dann bleibt unsere Beziehung zu Gott lebendig. Sonst verdunstet unser Glaube an Gott. Sonst driften wir, zuerst unmerkbar, aber dann langsam und sicher von Gott weg und hören auf, wirklich an ihn zu glauben. Wir verlieren unseren wahren Rückhalt und verirren uns im Leben. Jesus hat uns den Weg gezeigt, wie wir das verhindern können.

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